Im hohen Dom zu Xanten verklang der feierlich ernste Abendgesang, die frommen Beter verließen das Chor, der Meßner verschloß das eiserne Tor, und heilige Stille im Gotteshaus breitete sacht ihre Schwingen aus, dort bei dem Dom, von Bäumen umkränzt ein hohes Haus von Lichtern erglänzt, da sitzen im bildergeschmückten Saal die hohen Herren beim Abendmahl, einfach-bescheiden, gut-bürgerlich, so ziemt es für Diener Gottes sich und launige Reden würzen das Essen und lassen des Tages Sorgen vergessen. Der Messner trägt in irdenem Krug des köstlichen Weines übergenug und schenkt mit lächelnden Mienen ein. Da spricht Herr Burkhard: „Der ewige Wein! So feurig er auch durch die Adern rollt, bleibt Wein. Und wenn ich mein Leben lang sollt ihn trinken bei jeder Festlichkeit, ich wollte verzichten“, „Nun sei gescheit!“ Herr Ditmar, der Alte, ihn väterlich mahnt, zwar hast du recht, allein mir schwant das größte Unheil, wenn ohne Wein du müsstest in unserer Gesellschaft sein.“ So reden die Herren wohl her und hin und suchen in ihrem gelehrten Sinn, wie wohl zu ändern die große Not, der Messner reicht lächelnd das weiße Brot und spricht: „Die Herren müssen verzeihn, im ganzen Keller ist nichts als Wein, jedoch, allein, darf ich’s wohl wagen zu dieser Frage ein Wort zu sagen?“
Die Herren schauen verwundert ihn an. „So rede nur frei, du wackerer Mann!“ Der Meßner räuspert sich dreimal laut „Ich bin mit allerlei Künsten vertraut, habe gegrübelt und ausprobiert und heute mein Kunststückchen ausgeführt“ Aus seines Mantels verborgener Tasche zieht er eine leuchtende, große Flasche. „Gar mancherlei Kräuter, im Walde gefunden gekocht und gefiedert in nächtlichen Stunden, mit Sorgfalt behandelt und klüglich versteckt, nun bitte, ob es den Herren wohl schmeckt?“ Er schenkte ihn ein, sie tranken ihn aus, und Jubel durchklang das hohe Haus, Herr Burkhard rief: „Das ist ein Genuß so recht für einen Kanonikus! Nun sind wir erlöst vom ewigen Wein, komm Messner und schenke noch einmal ein!“ Sie saßen noch lange im Speisesaal und probten und lobten noch manchesmal und suchten hin und suchten her nach einem Namen „Das ist nicht schwer“, mit schlauen Lächeln der Messner sprach, und für die Herren ists keine Schmach, er kam als Retter in großer Pein, „Kanonikus“ soll sein Name sein!“
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